Dass ein notfallmedizinisches Einsatzszenario auf gewaltsame häusliche Übergriffe zurückzuführen ist, lässt sich oftmals nur schwer einschätzen. Aus diesem Grund ist eine lückenlos dokumentierte Anamnese auschlaggebend, um diese und ähnliche Straftaten frühzeitig zu erkennen.
Da insbesondere die Rettungsdienste und Notaufnahmen häufig als erste Instanz Zeugen von Gewaltdelikten werden, konzentrieren sich die folgenden Inhalte darauf, das medizinische Personal aufzuklären und einsatzbegleitendes Material anzubieten21.
Das erwünschte Ziel ist, dass akutmedizinische Institutionen die Eindrücke der Einsatzstelle hinsichtlich einer Bedrohung durch häusliche Gewalt gewissenhaft wahrnehmen und die Versorgung des Patienten nicht allein auf eine Behandlung der körperlichen Beschwerden und Verletzungen beschränkt wird 21.
Neben der strukturierten Patientenbehandlung und Anamnese ist auch das auch das Auftreten am Einsatzort entscheidend. So kann eine aufdeckende Intervention mit konfrontativer Thematisierung die Einsatzgefahr des Rettungsdienstes erheblich steigern. Die zugrunde liegende Problematik ist, dass der Täter das Opfer in den seltensten Fällen unbeaufsichtigt mit den Einsatzkräften allein lässt. Außerdem kann insbesondere bei stärkerer Identifikation der Helfer mit dem Opfer das ohnehin schon strapazierte Spannungsfeld der Einsatzsituation erschweren. 18
Wie die Rettungskräfte diese wichtigen Faktoren im Einsatzszenario erfolgreich in präklinische Maßnahmen umsetzen können, um sich selbst und die Opfer effektiv schützen zu können soll im Abschnitt Handlungsleitfaden praktisch aufgearbeitet und illustriert werden.