Für eine erfolgreiche Notfallentschärfung ist der richtige Umgang von notfallmedizinischem Personal mit der Problematik der häuslichen Gewalt entscheidend. Da jeder Einsatzschritt gravierende Auswirkung für das Opfer, aber auch die Rettungskräfte haben kann ist zum einen die professionelle Distanz zum Geschehen voraussetzend und zum anderen strukturiertes sowie diskretes Handeln erforderlich.
Die Tatsache, dass schematische Abläufe in der Einsatzsituation einen strukturellen Vorteil bieten wird durch die Wirksamkeit wichtiger bestehender Leitfäden wie das ABCDE-Schema in der Notfallrettung bestätigt. 25
Aufgrund der langjährigen Aktualität dieser Problematik gibt es viele Hilfsorganisationen, dessen Anliegen die allgemeine Aufklärung und die Unterstützung Betroffener darstellt.
Anknüpfend an das bereits bestehende Material wurde das grundlegende Schema S.I.G.N.A.L. einsatzspezifisch aufbereitet und mit bekannten schematischen Abläufen der präklinischen Notfallrettung kombiniert.
Seit dem Jahr 2010 ist der gemeinnützige Verein S.I.G.N.G.A.L. – Intervention im Gesundheitsbereich gegen häusliche und sexualisierte Gewalt tätig, um die Betreuung von Opfern häuslicher Gewalt zu verbessern. In diesem Zuge entwickelte die Initiative am Universitätsklinikum Benjamin Franklin der Freien Universität Berlin den gleichnamigen Leitfaden, der medizinisches Personal im Einsatzfall eine Orientierung haben, die eine sensible und detaillierte Anamnese sicherstellt.
Das wesentliche Ziel der Einsatzbewältigung ist es, das Opfer aus dem Gefahrenbereich zu isolieren und zu versorgen. Während jedoch die Versorgung von Verletzungen in erster Linie von der Kooperation des*der Patient*in abhängt, ist die Isolierung aus dem Gefahrenbereich mit einer temporären Trennung von Opfer und Täter häufig nicht erfolgreich. Die Gefahr besteht, dass der*die Patient*in nach einem klinischen Aufenthalt wieder zurück im alten Umfeld erneut dem Risiko ausgesetzt ist, unter häuslicher Gewalt zu leiden. Zugrunde liegt die Problematik, dass derartige Misshandlungen in Regel ohne die Anwesenheit von Zeugen oder Zeuginnen stattfinden.
Deswegen ist eine ausführliche und rechtssichere Dokumentation der Einsatzkräfte zwingend notwendig, um Opfer langfristig und nachhaltig vor häuslicher Gewalt schützen zu können. Die erstellte Dokumentation soll Opfer mit einer rechtskräftigen Grundlage unterstützen, das Erlebte gegenüber behördlichen Institutionen glaubhaft zu machen.
Dafür hat S.I.G.N.A.L. e.V. mit der Rechtsmedizin und der Staatsanwaltschaft einen professionellen und speziell angepassten Dokumentationsbogen erstellt. Dieser lässt sich unter dem folgenden Link abrufen
Wie bereits im zur Verfügung gestellten Handlungsleitfaden im Einsatzszenario ersichtlich wird, erfolgt im letzten Schritt der Patientenbetreuung die Weitergabe von Kontaktdaten durch die Rettungskräfte. Diese fassen die wichtigsten bundes- und landesweiten (NRW) Notfallnummern zusammen, an die sich Opfer häuslicher Gewalt zur jeder Uhrzeit wenden können. Die Bezugspersonen können sowohl zur Beratung, als auch in akuten Notfällen kontaktiert werden.
Über den nachfolgenden Link können Einsatzkräfte den Vordruck einer durch rescueagainstviolation erstellten Kontaktkarte herunterladen, um diese im Einsatzfall an die Betroffenen weiterzugeben.