Verteilung nach Geschlecht

Die Daten zur Gewalt innerhalb von Partnerschaften sind unterschiedlich und vielfältig. Aufgrund verschiedener Definitionen, Unterschiede in der Grundgesamtheit und verschiedene verwendeten Methoden sind die erhobenen Zahlen und Daten als solches nicht direkt miteinander zu vergleichen - viel mehr geben diese einen Überblick der Gesamtlage 6.

Die Studie "Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland", welche 2004 durch das BMFSFJ veröffentlicht wurde, besagt, dass 25% der Frauen im Alter von 16 bis 85 Jahre mindestens ein- oder auch mehrmals körperliche und/oder sexuelle Gewalt durch ihren (ehemaligen) Lebenspartner erfahren haben. Es handelt sich hier um ein breites Spektrum der Tatbestände: Die Frauen wurden geschlagen, bespuckt, vergewaltigt oder beschimpft. Des Weiteren lässt sich aus der Studie ableiten, dass Frauen demnach von häuslicher Gewalt mehr bedroht sind, als durch andere Gewaltdelikte, welche im öffentlichen Raum stattfinden.

Ebenso ist die Gewalt an Frauen - unabhängig des Alters - mit Behinderungen erheblich höher. Jede Dritte Frau gibt an, dass sie im Laufe ihres Lebens häusliche Gewalt erfahren hat 9.

2019 wurden allein 141.792 Menschen Opfer von Partnerschaftsgewalt. Davon waren knapp 115.000 Opfer weiblich - das sind rund 81%. Folgende versuchte oder vollendete Delikte wurden verzeichnet 7:

  • 69.012 Fälle von vorsätzlicher, einfacher Körperverletzung
  • 11.991 Fälle von gefährlicher Körperverletzung
  • 28.906 Fälle von Bedrohung, Stalking oder Nötigung
  • 1514 Fälle von Freiheitsberaubung
  • 301 Fälle von Mord oder Totschlag

Bei der Vergewaltigung, sexueller Nötigung und sexuellen Übergriffen in Partnerschaften sind die Opfer zu 98,1 weiblich - während es beim Stalking, Bedrohung oder Nötigung in der Partnerschaft 89% waren. Bei vorsätzlicher, einfacher Körperverletzung waren 79,5% der Opfer Frauen und bei Mord und Totschlag 76,4% 7.

Eine eingeschränkt repräsentative Studie aus dem Jahr 2004 10  wurden 266 Männer über ihre Erfahrungen der häuslichen Gewalt befragt. 26% gaben an, in einer hetrosexuellen Partnerschaft häusliche Gewalt in Form von Beschimpfungen oder kleinen Schubsereien erlebt zu haben - der Großteil hat diese Erfahrungen nur einmal gemacht. Kein Mann gab an "geschlagen oder verprügelt worden zu sein" 10.

Aus den Studienergebnissen lässt sich ableiten, dass Männer vorallem in der Öffentlichkeit gefährdet sind Opfer von körperlicher Gewalt zu werden. Hier ist zu erwähnen, dass Männer - mit Ausnahme von Sexualdelikten - in allen Kategorien die Mehrzahl der Opfer darstellen. 11

Häusliche Gewalt - mit Männern als Opfer - kommt in homosexuellen Beziehungen pauschal häufiger vor als in heterosexuellen 11. Die aussagekräftige Datenlage zu häuslicher Gewalt in homosexuellen Beziehungen ist leider dünn, da wenige befragte Paare ihre sexuelle Orientierung angeben 8.

Auswertungen von Erhebungsbögen der Lesbenberatungsstelle aus den Jahren 2002 bis 2004 ergaben, dass sich 50% der erhobenen Fälle auf den Bereich der häuslichen Gewalt übertragen ließen 14.

Nicht repräsentative Studien aus den USA besagen, dass mindestens 12 bis 20% aller homosexuellen Männer Opfer von häuslicher Gewalt durch ihren Lebenspartner erfahren - die Schätzungen einiger Hilfeeinrichtungen gehen von bis zu 50% aus 11.

Für Deutschland gibt es - aus dem Jahre 1997 - detaillierte Zahlen: drei Viertel der Deutschen gaben an, in ihrer Kindheit körperliche Gewalt erfahren zu haben. Fast 10% der befragten Studienteilnehmer*innen berichteten, dass sie von ihren Eltern körperlich misshandelt worden sind. 15

Im Bereich der sexuellen Gewalt haben 2,6% der Mädchen und 0,9% der Jungen - nach Selbstangaben - diese erleben müssen. Auch die Vernachlässigung ist als Gewalt zu bewerten und tritt häufig in gewalttätigen Paarbeziehungen auf. Diese Eltern sind häufig als autoriär, aber vernachlässigend zu bewerten 16.

Die Täterverteilung liegt im Falle der Kindesmisshandlung bei circa 60% beim Geschlecht "weiblich". Wird von sexuellem Missbrauch gesprochen, so sind circa 90% der Täter männlich. Laut Döge erledigen Jungen doppelt so häufig physische Gewalt durch ihre Eltern wie Mädchen: Bei Frauen ist der Kontrollwunsch vorherrschend und dieser äußert sich durch körperliche Gewalt. Wenn man "heftige Prügel" und sexuelle Gewalt betrachtet, so sind die Männer als Täterschaft dominierend 17.

Über Zahlen und Daten zu häuslicher Gewalt gegenüber älteren Menschen ist wenig bekannt. Neben körperlichen Angriffen kann man die Vernachlässigung und entwürdige Behandlungen - durch Einsperren, Festbinden oder Vorenthalten von Hilfsmitteln - als Ausdruck der Gewalt verstehen 18. Empirische Studien schätzen, dass rund 4-10% der  ältere Menschen im Zeitraum von 1997 - 2002 Gewalt in ihrer Familie erlebt haben 20. .

Betroffen sind meist Personen, welche eine eingeschränkte Beweglichkeit haben und/oder als Hilfe- und Pflegebedrüftig anzusehen sind . Deswegen ist es naheliegend, dass die Täter*innen im Kreis der Familie un der pflegenden Angehörigen/Angestellten zu finden sind. 19

 


Statistische Verteilung der Täter